– ein bedeutendes, brasilianisches Reitereignis erstmals in Deutschland! In Brasilien haben bereits über 700 Reiter mit ihren Pferden an den Qualifikationsritten (Sela de Ouro = goldener Sattel) teilgenommen. Diese Sela de Ouro Qualifikationsritte gehören zu dem Sozialprojekt „Caminhos Gerais“. 100 Reiter konnten sich in Brasilien bereits für das große Finale qualifizieren. Vom 12. – 13. Juni 2010 wurde erstmals seit 16 Jahren ein Sela de Ouro in Deutschland ausgetragen und alle Reiter von Mangalarga Marchadores – brasilianischen Gangpferden - konnten beim großen Finale in Brasilien dabei sein und bekommen kostenlos ein Pferd gestellt! Und das kam so .... ... bereits am Donnerstag, dem 10.06.2010, kam eine Delegation von 14 Brasilianern nach Deutschland in den Odenwald zur Sela de Ouro Austragung. Darunter der Präsident des Projektes Caminhos Gerais, Lucio Flavio Baioneta, der Reiterrichter Mauricio Ribeiro und drei in Brasilien ausgeloste Teilnehmer. Da auch in Deutschland das Sela de Ouro als Sozialprojekt ausgetragen werden sollte, begann die Veranstaltung mit einer Reitvorführung des TRAB e.V. (Therapeutisches Reiten als Brücke), der den Erlös der Veranstaltung für Reiten mit geistig und körperlich behinderten Kindern gespendet bekam. Anschließend wurde in einer Vorbesprechung den Teilnehmern erklärt, worauf der Reiterrichter während des Geländerittes am Samstag und während der Ovalbahnprüfung und dem Trailparcours am Sonntag achten wird: - Gleichmäßigkeit und Takt der Marcha (der besonders bequeme Gang der Mangalarga Marchdores) - Rittigkeit und Regulierbarkeit des Mangalarga Marchadores - Temperament und Gehwille - Reiterliches Können und Geschick - Puls des Pferdes 30 Min. nach Eintreffen im Ziel unter 64 Am Samstag morgen um 08.00 Uhr trafen sich dann alle Reiter auf der Ovalbahn zum Start für die 25 km Geländestrecke, deren Verlauf an den Bäumen markiert war. Gestartet wurde in Gruppen zu je 5 Reitern im Abstand von 5 Minuten. Das Starterfeld setzte sich zusammen aus 7 Brasilianern, 5 Holländern, 1 Isländer und 13 Deutschen, darunter auch Reiter von 3-gängigen Pferden, die ebenfalls zugelassen waren, aber sich nicht für Brasilien qualifizieren konnten. Der Reiterrichter startet mit der ersten Gruppe und tauscht mit jedem Teilnehmer während der Strecke das Pferd. Durch den Pferdewechsel wird die Gruppe langsamer und die zweite Gruppe schließt auf. Dann kann die erste Gruppe weiterziehen und der Pferdewechsel findet in der zweiten Gruppe statt. Die dritte Gruppe schließt auf usw. Der Ritt wird zwar nicht „auf Zeit“ absolviert, aber die meiste Zeit werden die Pferde in der Marcha geritten, die eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 14 km / h hat. Die Strecke führte vom Kreiswald auf die Starkenburg nach Heppenheim an der Bergstraße durch ein wunderschönes, weitläufiges und abwechslungsreiches Waldgebiet. Alles klappte hervorragend. Die Pferde liefen munter, die Stimmung unter den Reitern war trotz kurzer Regenfälle fröhlich und die Pferdewechsel unproblematisch. Am Ende der 1. Etappe kamen die Reiter aus dem Wald auf einen Weg durch die Weinberge mit einer atemberaubenden Aussicht in die Rheinebene. Die Burg war bereits in Sicht und es folgte nur noch der Aufstieg über eine kurze Strecke Kopfsteinpflaster. Auf der Burg wurden die Pferde getränkt und angebunden. Während die Pferde unter Aufsicht blieben, konnten die Reiter in der Burggaststätte eine Stärkung zu sich nehmen. Die Pause dauerte ca. 1 Stunde und die Gaststätte war erfüllt von Brasilianisch, Holländisch, Englisch und Deutsch. Eine internationale Mischung von Reitbegeisterten, die sich alle trotz Sprachbarrieren prächtig verstanden. Dann ging es auf die 2. Etappe. Eine neue Wegstrecke führte die Reiter zurück in den Kreiswald - und zwar diesmal bei Sonnenschein. Auf dem Rückweg war das Tempo recht hoch und die Reitergruppen trafen zwischen 12.30 Uhr und 13.15 Uhr am Ziel ein. Nach jeweils einer halben Stunde musste nun jedes Pferd den Vet-Check bestehen. Erstaunlicherweise haben nicht nur alle Pferde diesen bestanden, womit sich alle Mangalarga Marchador Reiter für Brasilien qualifizierten, sondern etliche Pferde hatten den vollständigen Ruhepuls wieder erreicht. Ein tolles Ergebnis über das sich auch Tierärztin Dr. Alexandra Köster sehr freute. Das war ein guter Grund zum Feiern und dementsprechend wurde am Samstag Abend im Festzelt ausgelassen getanzt, erzählt,viele Freundschaften geschlossen und sehr viele Einladungen nach Brasilien ausgesprochen. Am Sonntag um 12.00 Uhr ging es dann weiter im Prüfungsprogramm: Die „Evaluation“ (Bewertung der Pferde in der Marcha auf der Ovalbahn) fand vor großem Gangpferdepublikum statt, da auf dem Gestüt Kreiswald während dieses Wochenendes auch ein großes IGV Cup Turnier ausgetragen wurde. Gerichtet wurde in drei Kategorien: - Hengste (rote Startnrn.) - Stuten (blaue Startnrn.) - Wallache (gelbe Startnrn.) Bewertet und platziert wurden hier zum einen die Mangalarga Marchadores in der rassetypischen Marcha und zum anderen das reiterliche Können. Zwar sind die Sela de Ouro Reiter nicht für Schleifen und Pokale, sondern für einen guten Zweck angetreten, trotzdem war jeder gespannt und interessiert, wie ein Richter aus dem Ursprungsland ihrer Pferde diese bewerten würde. Als erstes starteten die Hengste, dann die Stuten und zum Schluß die Wallache. Jede Prüfung nahm ca. 10 Minuten in der Marcha in Anspruch. Reiter und Pferde hatten völlig unterschiedliche Ausbildungsstände und Erfahrung. Auch waren Reiter/Pferd-Paare dabei, die sich an diesem Wochenende erstmals zusammen fanden, d. h. manchen Reitern waren die zur Verfügung gestellten Pferde gänzlich unbekannt. Aber alles klappte ohne größere Zwischenfälle. Noch waren die Pferde jedoch nicht entlassen, denn anschließend galt es, bei der „Prova de Acao“ (Hindernisparcours) anzutreten. Der Parcours bestand aus einem Tor, das geöffnet, durchritten und wieder geschlossen werden musste. Idealerweise mit einer Hand immer am Tor. Dann durch zwei Stangen anhalten und rückwärts richten. Angehen in der Marcha und durch 5 Pylonen schlängeln. Die letzte Pylone umrunden und wieder in Schlangenlinien zurück. Hieraus im Linksgalopp angaloppieren und drei Tonnen im Galopp umrunden. Weiter im Galopp zu einem kleinen Sprung und dann an einer markierten Stelle anhalten und Zügel loslassen. Das Pferd muß stehen bleiben. Das Tempo, die Gangart und auch das Auslassen von Hindernissen war den Reitern je nach eigenem Können und nach Können der Pferde selbst überlassen Sicherheit war oberstes Gebot und natürlich das Motto „dabei sein ist alles“! Dementsprechend absolvierten alle Reiter den Parcours und es gab so manchen Szenenapplaus für besonders geschickte Reiter genauso wie für völlig unerfahrene Reiter, die sich trotzdem der Herausforderung stellten. Anschließend wurden alle Teilnehmer von der brasilianischen Delegation geehrt und bekamen ihre Teilnehmermedaillen mit „Sela de Ouro Germany 2010“. Hierbei wurde dann auch verkündet, dass der Präsident des Caminhos Gerais – Lucio Flavio Baioneta, der Präsident des brasilianischen Zuchtverbandes ABCCMM – Magdi Shaat, sowie die Präsidentin des europäischen Verbandes EAMM – Astrid Oberniedermayr, bereits am Vortag beschlossen hatten, eine erneute Sela de Ouro in Europa in 2011 auszutragen. Die Brasilianer waren begeistert von der Organisation und Austragung und die Verträge für Sela de Ouro 2011 sollen im Juli in Brasilien während des National Championship unterschrieben werden. Diese Botschaft wurde mit lautem Applaus bekundet. Eine eindrucksvolle Ehrenrunde mit brasilianischen Fahnen schloß den reiterlichen Teil ab. Jetzt hieß es nur noch die Pferde versorgen, um dann die Ergebnisse vom brasilianischen Richter im Festzelt zu erfahren. Alles traf sich zur Platzierungsverkündung. Mauricio Ribeiro, der brasiliansche Reiterrichter, erläuterte den Reitern, was ihm bei der Bewertung sehr wichtig war: Trab ist bei diesen Prüfungen nicht erwünscht. Der Gang muß regelmäßig, weich, bequem und ohne Schwebephase sein und den Reiter erschütterungsfrei sitzen lassen. Das Gleiche gilt für Pass. Wenn ein Pferd Pass zeigt, ist das in Brasilien ein Zuchtausschluss-kriterium. Der Reiter soll auf das Pferdemaul aufpassen. Der Gehwille und das Temperament sind ebenfalls wichtig. Zuguterletzt haben auch die brasilianischen Reiter eine Turnier-aufmachung. Hierzu gehören der entsprechende Hut, Chaps, Sättel usw.. Er würde sich freuen, wenn sich das bei uns auch durchsetzen würde. Dann gratulierte er allen Teilnehmern für die bestandene Qualifikation und verkündete die Bewertungen. Hierbei gab es lauten Applaus für jeden und es flossen viele Freudentränen. Fazit: Beim Sela de Ouro 2010 gab es keine Medaillien-Gewinner und keine Verlierer. Alle Teilnehmer waren begeistert, hatten viel Spaß und werden in 2011 wieder starten. Wir werden dieses Starterfeld mit Sicherheit in 2011 verdoppeln können. Der Gewinn des Sela de Ouro für jeden Einzelnen waren ein tolles Wochenende, viele neue Freundschaften, die Möglichkeit der Teilnahme am Finale in Brasilien, eine gute Tat durch die Spende und das Gefühl einer Gemeinschaft von Mangalarga Marchador Begeisterten. (AMO) |
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